Rennbericht von Andreas Göhring zu den DUNLOP 24-Stunden von Hamburg

Ratlose Gegner

Das Team "Athletico Castrol/Semperit" hat bei den 24 Stunden von Hamburg einen historischen Sieg erzielt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Klassikers gewann mit dem Porsche 911 GT1 von BS-PowerSports ein Auto, das nicht aus dem Rennstall von Thomas Voigt stammt. Der bisherige Dauersieger musste neidlos anerkennen: "Das beste Auto hat gewonnen. Die Traktion von Skotties Porsche war einfach sensationell."

Konstrukteur Björn Skottke blieb bescheiden: "Das Auto war tatsächlich gut. Aber auch unser ausgeglichenes Team und die Renntaktik, die genau auf die Stärken der einzelnen Fahrer abgestimmt war, haben entscheidend zum Sieg beigetragen."

Das Team Björn Skottke, Gine Peters, Ossi Kragl und Andreas Göhring hatte nach 24 Stunden auf der 47-Meter-Bahn des Renncenters Hamburg 6488 Runden zurückgelegt. Ihr Vorsprung auf das zweitplatzierte Auto von Thomas Voigt: 75 Runden.

"Athletico Castrol/Semperit" hat das Rennen von der ersten Minute an beherrscht. Schon im Qualifikationstraining schockte Kragl die Konkurrenz mit einer Bestzeit von 11,509 Sekunden. Dadurch konnte das Team die für seine Taktik optimale Bahn im ersten Heat wählen. Nach 135 Runden wusste die Konkurrenz, dass es unter normalen Umständen an diesem Wochenende für sie nichts zu gewinnen gab. Kragl war mit 11,114 Sekunden die schnellste Rennrunde gefahren und war damit um gut drei Zehntel schneller als alle anderen Teams während der gesamten 24 Stunden.

Dennoch musste "Athletico" die Führung einmal kurz abgeben. Kragl wurde zunächst durch einen defekten Fahrtregler gebremst. Dann hatte sich auch noch ein Hinterreifen von der Felge gelöst. Während des außerplanmäßigen Boxenstopps übernahm das Team von Thomas Voigt die Führung. Doch Gine Peters erkämpfte sich die Führung zurück – obwohl sie nach einem Bruch des rechten Handgelenks wenige Wochen vor dem Rennen immer noch leicht gehandicapt war. Am Ende des ersten Heats hatte "Athletico" zwei Runden Vorsprung und mit 707 Runden einen neuen Laufrekord aufgestellt.

Im zweiten Heat baute Skottke die Führung kontinuierlich aus und fuhr dabei auch mit 11,233 Sekunden noch die schnellste Rennrunde auf Spur 1 (gelb). Nach 2:20 Stunden hatte er Andrea Voigt-Neumeyer und Stefan Pajung von TV Racing 22 Runden abgenommen.

Göhring und Skottke waren im dritten Heat gemeinsam am Drücker. Göhring begann, dann übernahm Skottke. Mit einem Rundenrekord für Spur 3 (weiß, 11,254 Sekunden) von Skottke und einem Vorsprung von 23 Runden auf die "Strafverfolger" wurde auch dieser Heat eine Beute von "Athletico".

Den vierten Heat auf der "langsamen" schwarzen Bahn fuhr Göhring im Alleingang. Obwohl sein Rhythmus durch 24 "Terrorphasen" (nach Unfällen im Tunnel) gestört wurde, überstand er den Durchgang ohne einen einzigen Abflug und hatte am Ende weitere 27 Runden Vorsprung auf TV Racing herausgefahren.

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Jetzt kamen die Stunden von Kragl und Peters. Laut Einsatzplan sollten sich Skottke und Göhring in dieser Phase ausruhen. Nachdem Kragl TV Racing sogar weitere 58 Runden abgenommen hatte, schien alles in Ordnung. Doch Skottke kam nicht zur Ruhe. Plötzlich gab es Probleme mit dem Licht des Porsche. Dann schien das Auto langsamer zu werden. Skottke behielt den Überblick und beseitigte die kleinen Defekt sofort.

Trotz der kurzen nicht geplanten Boxenstopps behielten Peters und Kragl nicht nur die Führung, sie bauten sie sogar weiter aus. Im Morgengrauen übernahm dann wieder Göhring, der zuvor tatsächlich ein, zwei Stunden Schlaf gefunden hatte. Dabei hatte er allerdings Skottke, der sich ohnehin kaum ausruhen konnte, durch lautes Schnarchen nachhaltig am Schlafen gehindert. In seinem Heat auf der schwarzen Bahn musste sich Göhring zunächst mit Voigt-Neumeyer und Pajung auseinandersetzen, dann aber übernahm Thomas Voigt und blies zur großen Attacke. TV Racing witterte seine letzte Chance. Anfangs gelang es ihm auch, Göhring knapp zwei Runden abzunehmen. Dann aber änderte dieser seine Taktik und hielt dagegen. Fast eine Stunde kämpften die beiden Rad an Rad, immer wieder unterbrochen durch ungewöhnlich viele Terrorphasen. Sie schenkten sich nichts, leisteten sich sogar jeder einen Abflug. Schließlich resignierte Voigt und reduzierte das Thema. Am Ende hatte Göhring TV Racing weitere acht Runden abgenommen. War das der Sieg?

Noch hatten die Gegner ein wenig Hoffnung, denn der Athletico-Porsche hatte auf den Geraden seltsame Geräusche von sich gegeben. Skottke wollte nichts riskieren, legte einen längeren Boxenstopp ein und wechselte den Motor. Der Vorsprung schmolz dahin. Dann gab es weitere Probleme. Die Konkurrenz war plötzlich hellwach. Sollte das Rennen, das bisher so eindeutig von einem Team dominiert worden war, doch noch richtig spannend werden? Auf einmal stand der Porsche. TV Racing jubelte, die "Strafverfolger" witterten ebenfalls Morgenluft. Wieder wechselte Skottke den Motor. Das war nun der letzte. Später stellte sich heraus, dass der Wechsel gar nicht nötig war. Ein Kurzschluss hatte das Auto lahmgelegt. Der Vorsprung von Athletico aber reichte dicke.

Das Team jubelte, die Konkurrenz gratulierte. Sie war tief beeindruckt und nachdenklich. Für das nächste 24-Stunden-Rennen muss sie sich einiges einfallen lassen. Skottke, Kragl, Peters und Göhring genießen nun erst einmal den Erfolg und danken Dirk Friedrichs von der Firma CASTROL für die Unterstützung. Ein Dank geht auch an Winrich Schwarz, der sein Wohnmobil zur Verfügung gestellt hatte, obwohl er am Wochenende beim Endlauf zur Deutschen Rallycross-Meisterschaft starten. Beinahe hätte er dort wie seine Gäste auch gewonnen. Aber er wurde in Führung liegend von einem Konkurrenten abgeschossen und landete schließlich nach der Disqualifikation des Übeltäters auf einem tollen zweiten Platz.

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